125 Jahre Verband Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere Maritime Berufsbilder im Wandel der Automatisierung
Das Thema Automatisierung wurde schon diskutiert, als ich begann zur See zu fahren. Aber die Folgen der derzeitigen Entwicklung werden einen Einfluss auf das Berufsbild Kapitän haben, der größer sein wird als der beim Übergang von der Segel- zur Dampfschifffahrt. Daran ließ Prof. Christoph Wand, Präsident des Verbands Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere (VDKS), in seiner Begrüßungsansprache anlässlich der 125-Jahr-Feier des VDKS am Dienstagabend keinen Zweifel.
Natürlich wird es nicht so sein, dass in ein paar Jahren hauptsächlich autonome Schiffe über die Weltmeere fahren. Aber auf dem Weg dahin werden vor allem Entscheidungsbefugnisse vom Kapitän und der Schiffsführung auf Landstellen und auf zeitweilig autonom steuernde KI-Systeme übergehen, sagte Wand an Bord der Rickmer Rickmers vor rund 180 Gästen. Aufgabe des VDKS werde es unter anderem sein, Gefährdungen bei der Entwicklung und dem Einsatz dieser Systeme abzuschätzen und vor allem auf den Menschen an Bord und zunehmend auch an Land zu achten.
Gefährdungen abschätzen, das musste der Verband auch im Jahr 1933: Um der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten zu entgehen, löste sich der Verband, der damals noch Verband deutscher Seeschiffervereine hieß, auf eigenen Beschluss auf. Mit dem Wiederaufbau der deutschen Handelsflotte nach Ende des Zweiten Weltkriegs intensivierten sich auch die Aktivitäten der Ortsvereine, und so wurde der Verband 1952 in Hamburg neu gegründet. Die Umbenennung in Verband Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere (VDKS) erfolgte vier Jahre später. Dass der Verband auch heute noch für junge Nautikerinnen und Nautiker interessant ist, zeigt besondere die Neugründung des Vereins Weser-Ems im Jahr 2017, der heute im Präsidium zwei Mitglieder stellt, betonte Wand.
Von einem jung gebliebenen Jubilar sprach dann auch Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, in seiner Festrede zum 125-jährigen Bestehen des VDKS. Ferlemann lobte, dass der Verband nicht nur eine Interessenvertretung sei, sondern sich aktiv in politische Diskussionen einmische. Sie sind für uns ein geschätzter Ansprechpartner und haben uns schon vor so manchem Fehler bewahrt, sagte der CDU-Politiker. Mit Blick auf die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung betonte Ferlemann: Wir werden immer Kapitäne und Offiziere brauchen. Wie in der gesamten Logistikwirtschaft müsse man aber auch hier dafür sorgen, dass junge Menschen überhaupt noch Interesse an maritimen Berufen wie diesen entwickeln. Das ist eine große Aufgabe ihres Verbandes.
Die Sicherung maritimen Know-hows ist auch aus Sicht des Hamburger Senats der Schlüssel zum Erfolg. Die Zukunft der maritimen Industrie beginnt mit der Ausbildung, erklärte Dr. Torsten Sevecke, Staatsrat der Hamburger Wirtschaftsbehörde, in seinem Grußwort. Dass sich der VDKS allein durch Beiträge seiner ehrenamtlich tätigen Mitglieder finanziert, verdiene höchste Anerkennung, sagte Sevecke unter dem Beifall der Jubiläumsgäste.
Erschienen in THB | Donnerstag, 19. September 2019 | No 182
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